Donnerstag, 10. März 2005

Was macht ein ›gutes Buch‹ aus?

Ludger ›Mäkel‹ Menke kann es nicht lassen. In seinem Nachtbuch Blog wärmt er das eigentlich schon abgeschlossene Thema Glauser wieder auf. Eigenlich wird das Ganze jetzt langweilig. Interessant fand ich jedoch folgende Passage:

Nun, werte Krimikritikerinnen und Krimikritiker, liebe Leserinnen und Leser von Kriminalromanen, lasset alle Hoffnung fahren. Nehmt sofort die Finger von der Tastatur, legt die Stifte nieder, werft Eure vollgeschriebenen Blätter weg! Es gibt keine Objektivität bei der Bewertung von Literatur! Niemals! Versucht es erst gar nicht! Ihr Literaturwissenschafler, sucht Euch einen neuen Job - Euer Bemühen ist umsonst, Eure Kunst ist tot! Eure Literaturgeschichten, Essays, Kritiken, Besprechungen - ab auf den Scheiterhaufen! Kauft und lest Bücher und haltet doch bitte endlich die Klappe!
Ludger vergisst hier, dass Literaturkritik per Definition nicht objektiv sein kann. Nach welchen objektiven Kriterien kann man literarische Texte beurteilen, ohne dass die subjektive Komponente der eigenen Persönlichkeit an Übermacht gewinnt?

Schon Kritiker aus der literaturgeschichtlichen Epoche der ›Aufklärung‹ forderten, ausgehend von einem ›objektivierbaren‹ Wissen über Theorie und Geschichte literarischer Formen und Inhalte die Neuerscheinungen einzuschätzen. Im Bewusstsein, dass dieses Ziel nicht erreicht werden könne meinten ihre Antipoden, aus dem ›Sturm und Drang‹, die Urteile seien aus der ›subjektiven‹ Anschauung zu beziehen und müssten dem Genie des Dichters sowie der Originalität seines Werkes huldigen.

Gotthold Eprahim Lessing, der eigentliche Begründer der neueren deutschsprachigen Literaturkritik, vertrat die Ansicht, die Kriterien der Kritik hätten sich aus dem Werk selbst zu ergeben (Hamburgischen Dramaturgie),
Der wahre Kunstrichter folgert keine Regeln aus seinem Geschmacke, sondern hat seinen Geschmack nach den Regeln gebildet, welche die Natur der Sache erfordert.
Derzeit ist eine weite Verbreitung des rein subjektiven Geschmacksurteils zu beobachten. Viele Kritiker, die sich als Agenten des Publikumsgeschmacks verstehen (oder sich zumindest als solche ausgeben), schreiben eher, um sich selbst Profil zu geben, als um dem literarischen Text gerecht zu werden.

Und genau hier liegt Ludgers Problem. Mit großen Worten tastet er sich an die wichtigen Fragen heran und tänzelt um sie herum, ohne sie wirklich anzusprechen. Fast sieht es so aus, als würde er mit sinnloser Polemik versuchen den Kern des eigentlichen Problems zu vermeiden.

Vielleicht kann Ludger ja zur Abwechslung einmal konstruktiv zur Diskussion beitragen und in seinem Nachtbuch folgende Fragen behandeln?

  • Was macht ein gutes Buch eigentlich aus?
  • Was ist ›literarisch anspruchsvoll‹?
  • Welche messbaren Qualitäten kann man bei der Bewertung von Literatur verwenden?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Marcus,

ob ich jemals werden sagen können, was ein gutes Buch, im Speziellen einen guten Krimi ausmacht, weiß ich nicht. Die neue CRIME SCHOOL des Hinternet-Weblogs möchte aber ihren Beitrag dazu leisten, einiges an Begriffsverwirrungen aufzudröseln.

bye
dpr