Donnerstag, 31. März 2005

Writers Block

Liegt wahrscheinlich daran, dass ich gestern zu ausgiebig gefeiert habe. Es geht nichts über ein Barbie mit Freunden, Nachts am Strand.

Über Ostern habe ich mich abgeschottet. Kein Fernsehen, keine Zeitung, kein Radio. Die Unruhen vor dem Internierungslager in Baxter und das Erdbeben in Indonesien gingen an mir unbemerkt vorüber.

Bevor ich mich an ›Die schwarzen Tränen der Sonne mache‹, möchte ich noch herausfinden, warum die eigentlich als friedlich geplante Demonstration in Baxter eskalierte, ob sie wirklich so schlimm eskalierte oder die Presse das Ganze unnötig hochspielt. Dabei hat die Einwanderungsministerin die Bestimmungen vor Ostern zumindest ein wenig gelockert und den Internierten, die aufgrund der derzeitigen Gesetzeslage Lebenslang ohne Anklage oder ohne ein Verbrechen begangen zu haben eingesperrt wären, ein Temporary Protection Visa ausgestellt. Erstaunlich, die Unterschriftensammlungen, die von den Flüchtlingshilfsorganisationen durchgeführt wurden, haben etwas bewirkt.
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Mittwoch, 30. März 2005

Club 42

Wegen ausgiebigem Geburtstagsfeiern bleibt der Blog heute leer ...

Vielen Dank für die vielen netten Wünsche!!


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Samstag, 26. März 2005

Shark Shield

Heute war ich froh das Haifischsteak abgelehnt zu haben, aber auch um das lächerlich aussehende »Shark Shield«, dass mein Tauchbuddi um den Knöchel geschnallt hatte.

Ein kleiner großer Weißer schwamm direkt auf mich zu. Er war mindestens zweieinhalb Meter lang. Erst habe ich ihn nicht bemerkt und den Schatten für den meines Buddies gehalten. Als ich aufsah blieb mir fast das Herz stehen. Ich tauche jetzt seit 8 Jahren, war aber noch nie einem Hai so nahe, außer im Aquarium of Western Australia getrennt von einer zwei cm dicken Glasscheibe. Schon der Anblick der kleinen Beißerchen, mit denen er mich angrinste verschafften ihm meine volle Aufmersamkeit. Das Einzige mit dem ich mich hätte wehren können war die kleine Klinge meines Tauchmessers, das ich am Knöchel trug. Der graue Fisch hatte gut Grinsen.

War das die gerechte Strafe, dass ich nicht an meinen Belegen saß? Arbeitet der Hai vielleicht für’s Finanzamt? Oder hat er mich mit einem südafrikanischen Buchhalter verwechselt?

Eines weiß ich ganz sicher. Die nächste Investition ist ein »Shark Shield«. Als mein Partner es aktivierte verzog sich der Hai. Er kreiste zwar weiter in zirka sechs Meter Entfernung um uns, versuchte immer wieder näher zu kommen, doch das Gerät hielt ihn sehr effektiv von uns fern. Jedes Mal wenn er näher kam, schien er wie von einer Peitsche getroffen. Es dauerte nicht lange und er gab auf.

Stoff für ein neues Buch? Hm, muss mal darüber nachdenken was man daraus machen könnte
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Donnerstag, 24. März 2005

Zweisprachig

Meine Kinder wachsen zweisprachig auf. Die Große, Orellié, sie war 15 als wir ausgewandert sind, spricht englisch immer noch mit deutschem Akzent. Der Große, Jonathan, er war 12, hört sich an wie ein richtiger Aussie. Die Mittlere, Marie-Cecile, sie ist jetzt 13, spricht perfekt beide Sprachen, kann aber nur englisch lesen und schreiben. Der Mittlere, Jean-Luc, dagegen, er ist neun, spricht, liest und schreibt beide Sprachen perfekt. Der Kleine Julian mit seinen sieben Jahren hat Probleme mit deutsch und die Kleine Seraphina mit ihren vier Jahren spricht perfektes »Denglish«

»Ich bin schlecht und mein Tummy hurts«, bedeutet zum Beispiel »Mir ist schlecht und ich abe Bauchweh«.

Meine Süße und ich bemühen uns zwar, zu Hause deutsch zu sprechen, trotzdem antwortet zum Beispiel Julian prinzipiell in englisch. Heute Morgen zum Beispiel sagte er:

»Can Jack Foley come to play after School?«
Meine Süße: »Julian, deutsch bitte.«
»I can’t say Jack Foley in German.«

Was hat das alles mit meinem Blog zu tun? Keine Ahnung — ich muss zurück zu meinen Belegen ...
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Mittwoch, 23. März 2005

What the ...?

Finde einen Steuerberater, der mal so nebenbei über Ostern zwei Jahre Buchhaltung und Steuererklärungen nachholt.

Keine Chance! Nicht wenn es draußen 36 Grad hat, das Meer glasklar blau funkelt und die Freunde den Grill am Strand angeworfen haben. Nur ich sitze hier, die Jalousien geschlossen, ein neues Buchhaltungsprogramm installiert und quäle mich mit unsortierten Belegen ab. Dem Finanzamt sind Ostern, Strand und schönes Wetter egal. Bis Donnerstag wollen die meine Unterlagen auf dem Tisch haben. Also muss ich selber ran.

Dabei würde ich jetzt viel lieber an »Die schwarzen Tränen der Sonne« weiter schreiben.

Zum Schluss noch ein Fundstück aus einer Fernsehwerbung für Lebensversichungen der »Insuranceline«:

... we will give you a refund, if you die of any other cause ...

What the ...?
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Dienstag, 22. März 2005

Grrrrrrrrr

Mein Buchhalter/Steuerberater ist zurück nach Südafrika und hat mir meinen Schuhkarton mit den Belegen kommentarlos zurückgeschickt. Dabei habe ich ihn bereits bis Dezember bezahlt. Meine Kohle kannich wohl abschreiben und viel schlimmer, jetzt kann ich die vierteljährliche Steuererklärung selber machen. Wie ich das hasse.

Bis Morgen, wird 'ne lange Nacht mit trockenen Zahlen...


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Montag, 21. März 2005

Computersterben und Recycling

Das wichtige zuerst. Mein Sohn Jonathan wird heute 18. Herzlichen Glückwunsch Sohnemann! Hoffe du stehst jetzt gut auf den eigenen Beinen und merkst irgendwann, dass geben und nehmen Eins sind!

Zurück zum Thema: Mein alter iMac hat knisternd sein Leben ausgehaucht. Eine Reparatur lohnt sich nicht. Was tun mit dem alten, lieb gewonnenen, jetzt jedoch völlig nutzlosen Stück blauer Technik?

Da war doch noch dieser alte Apple Colour Classic am Speicher? Warum nicht die Innereien des iMacs in das antike Gehäuse des Würfelmacs einbauen?


Und wenn wir schon dabei sind machen wir aus dem blauen Mac gleich ein iMacquarium.

Der neue Macintosh im alten Gewand erwies sich komplizierter als angenommen, das Macquarium dagegen war relativ einfach. (Hier eine kurze Anleitung, wie man aus einem iMac ein Aquarium baut.) Vielleicht besorge ich mir einen der ersten Apple Laptops, klebe den Schirm an die Rückseite des Tanks und habe so einen funktionierenden Computer mit lebendigem Screensaver?

Das Ergebnis ist eine superschneller 1990er Color Classic und ein hübscher Blickfang im Büro.
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Sonntag, 20. März 2005

Shark Filets...

... lagen heute auf dem Grill. Sah interessant aus und Hai habe ich noch nie gegessen. Trotzdem habe ich mich dagegen entschieden. (Dabei wären Haifischsteaks in meiner Diät erlaubt.)

Merken Haie einem an, dass man einen ihrer Artgenossen bei einem netten Babeque verspeist hat? Was wenn ich beim nächsten Mal tauchen dafür auf der Speisekarte dieser riesigen Fische stehe? Ich meine im Wasser bin ich nicht mehr ganz so weit vorne auf der Nahrungskette.

Kühe dagegen sind ungefährlich. Kühe greifen einen nicht an, wenn man Nasebluten hat, auf Ihre Weide pinkelt oder am Vortag ein Steak gegessen hat. Ein Hai schon. Ein Hummer nicht, ein Thunfisch auch nicht, von Lachs und Snapper ganz zu schweigen. Auch Huhn und Truthahn gehen nicht zum Gegenangriff über, wenn man ihre Spezie mit jungem Gemüse, in Weißweinsoße oder mit frischen Kroketten zum Nachtmahl nimmt.

Haie dagegen haben scharfe Zähne, sind schnell und vor allem im Meer zu Hause. Nein Danke, dieses Steak soll ein Anderer essen, einer der nur im Pool schwimmt und nicht zum Tauchen geht.

Meine Süße hatte ein besseres Argument. Eines, das alle Haifischteaks unbeachtet auf de Grill verkohlen ließ. Sie esse keinen Hai, erklärte sie, weil man nie wissen könne, ob dieser Hai nicht schon einen Menschen gegessen hat. Indirekter Kannibalismus wäre das. Sie könne nicht verstehen, wie man überhaupt auf die Idee kommen könne so etwas auf den Grill zu legen ...
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Samstag, 19. März 2005

Gestern Nachmittag ...

... im Lakeside Joondalup Shopping Centre, meine Tochter wollte ein Mobiltelefon das alle Stückchen spielt. Fotos, MP3’s Videos, MMS, SMS, Polyphonic Ringtones und ja natürlich sollte man damit auch telefonieren können. Ich selber weigere mich beständig überall erreichbar zu sein.

Im Telefonladen kam eine nette Dame auf mich zu, strahlte mich an und sagte: »Sie sind doch Marcus Starck, oder?«

Ich muss sie ziemlich überrascht angesehen haben. War ich auch. Wieso sollte mich jemand in Australien erkennen?
Es ist schon ziemlich unwahrscheinlich, dass mir so etwas zum Beispiel in München oder Berlin passieren würde — aber in Joondalup?

Es stellte sich heraus, dass sie letztes Jahr auf meiner ›Pulp Masters in Town‹ Lesung war, die ich im Rahmen der lit.cologne in Köln zusammen mit Buddy Giovinazzo und Frank Nowatzki abgehalten habe. Jetzt reist sie zusammen mit ihren Freund drei Monate im Wohnmobil quer durch Australien.

Ein Fan. Das Lob ging runter wie Öl. Keine Frage, dass ich sie und ihren Freund für nächste Woche zum Grillen eingeladen habe ...
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Freitag, 18. März 2005

Die vergessenen Kinder der SIEV-X

Am 18. Oktober 2001 sticht im kleinen indonesischen Hafen Bandar Lampung ein namenloses Fischerboot in See. Ein alltäglicher Vorgang, doch dieses zwanzig Meter lange und vier Meter breite Boot soll später unter dem Namen SIEV-X (Suspected Illegal Entry Vessel X) traurige Berühmtheit erlangen. Es bietet Platz für maximal fünfzig Passagiere. An diesem Tag drängen sich jedoch über vierhunderteinundzwanzig Asylsuchende aus dem Irak, Afghanistan und dem Iran auf der SIEV-X. Alle haben sie ein Ziel: Australien, das Paradies, dort wollen sie ein neues Leben beginnen.

Um drei Uhr morgens, einundfünfzig nautische Meilen vor der Küste West Javas, sinkt das Boot innerhalb von zwei Minuten. Fünfundsechzig Männer, einhundertzweiundvierzig Frauen und einhundertsechsundvierzig Kinder ertrinken. Nur vierundvierzig Überlebende werden nach zwanzig Stunden von indonesischen Fischern geborgen und in Internierungslager für illegale Einwanderer gebracht. (Nebenstehendes Bild zeigt keine SIEV-X Überlebenden. Es stammt von der sogenannten »Children Overboard« saga.)

Die SIEV-X ist kein Einzelfall. Auf dieses Problem wurden die Medien jedoch erst aufmerksam, als der Kapitän desnorwegischen Containerfrachters »Tampa« schiffbrüchige Flüchtlinge aus dem Meer fischte und weder Australien noch Indonesien sich für diese Menschen zuständig fühlten. Der medienwirksame Skandal war schnell wieder vergessen und die betroffenen Menschen wurden zu nackten Zahlen einer kalten Statistik. Die Überlebenden der SIEV-X kamen in Internierungslager für illegale Einwanderer.

Das australische System der Zwangsinternierung für »illegalisierte« Immigranten wurde Anfang der neunziger Jahre von der sozialdemokratischen Labour-Party eingeführt. Damals gab es mehr Freiheiten für die Asylsuchenden. Die konservative Howard-Regierung verschärfte die Bedingungen in den Lagern drastisch, vorwiegend um ein Exempel zu statuieren und Asylsuchende abzuschrecken, die gefährliche Reise nach Australien überhaupt in Erwägung zu ziehen. Fast alle Lager liegen weit abseits von größeren Städten im wüstenähnlichen Outback. Kontakt zur Außenwelt ist schwierig. Wenn Medien Zugang zu den Lagern erhalten, was nur selten vorkommt, dann nur unter schärfster Aufsicht. So wenig Informationen wie möglich sollen an die Öffentlichkeit gelangen.

In den Lagern herrschen unvorstellbare Zustände. Die Internierten, ohnehin schon vom Schicksal schwer geschlagen, werden dort bis zu fünf Jahren festgehalten um dann zu erfahren, dass ihr Antrag auf Asyl abgewiesen wurde und sie das Land verlassen müssen. Hungerstreiks, Selbstmorde und Aufstände, die von den Behörden rigoros und vor allem mit unnötiger Brutalität niedergeschlagen werden, sind an der Tagesordnung.

Die Situation in den Internierungslagern hat vor allem den Ruf nach der Freilassung von Kindern lauter werden lassen. Ende 2003 waren fünfhundertzweiundachtzig Kinder in australischen Internierungslagern, darunter dreiundfünfzig ohne jeglichen Schutz von Eltern oder Bekannten. Die unabhängige »Australian Human Rights Commission« untersuchte im Auftrag der Regierung die Zustände in den Lagern und stellte neben Menschenrechtsverletzungen auch eindeutige Verstöße gegen die 1990 von Australien unterzeichnete UN-Konvention zum Schutz des Kindes fest. Der Bericht wurde zwar im australischen Parlament zur Kenntnis genommen, jedoch als nicht relevant abgetan. Originalzitat:

The government rejects the major findings and recommendations contained in this report. The government also rejects the Commission's view that Australia's system of immigration detention is inconsistent with our obligations under the United Nations Convention on the Rights of the Child.
So einfach geht das. ... (Hier klicken um weiter zu lesen)

Donnerstag, 17. März 2005

Autolos

Wer erinnert sich nicht an Angelo, den flotten Italiener, der der hübschen Blondine Cappuccino macht, während sie sich darüber beschwert, dass er seinen Wagen auf ihren Parkplatz parke.

Nun gut, die Größe passt ja einigermaßen, aber bei der Haarfarbe hapert’s. Von der Figur brauchen wir gar nicht anzufangen. Obwohl seit 1. Februar habe ich 18 kg abgespeckt. Ich bin auf dem richtigen Weg.

Doch das war nicht unser Thema.

Wie Angelo habe ich kein Auto. Seit letzten September benutze ich mein Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel, nachdem ich mir dreiundzwanzig Jahre nicht vorstellen konnte ohne Wagen zu sein. Dennoch es funktioniert. Ohne Handy, ohne Auto, nur das Internet gebe ich nicht her ;-)
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Mit dem Hut in der Hand...

Ein freundliches Lächeln, ein »Guten Tag, wie geht es ihnen heute«, ein »Danke schön« zum Busfahrer oder ein paar nette Worte zur Kassiererin im Supermarkt kurz vor Feierabend bewirken Wunder. Aber muss man das wirklich extra sagen?

Ein »Lieber xxx« am Anfang eines E-Mails, in Internetforen oder Mailinglisten und ein »Mit freundlichen Grüßen« am Ende schadet sicher genauso wenig, wie das Vermeiden des Imperativs. Daraus jedoch ein Problem zu machen finde ich etwas seltsam. Auch den Drang Andere unbedingt zur Höflichkeit erziehen zu wollen.

Mir ist es völlig egal ob ein E-Mail mit

Dear Marcus,

Hi there
Oder
I need the text tomorrow 9:00 am
anfängt und mit
Sincerely yours,

Have Fun,

life is a beach
oder mit
I need the text tomorrow 9:00 am
aufhört.

So, und jetzt muss ich wieder an die Arbeit. Die Mails im Imperativ mehren sich in meiner Inbox ;-) ... (Hier klicken um weiter zu lesen)

Mittwoch, 16. März 2005

Sehr geehrte Damen und Herren,

bitte schön, danke schön, mit freundlichen Grüßen, darum geht es derzeit in einer Diskussion auf einer Journalisten Mailingliste. Die Umgangsformen in elektronischen Medien wie Internetforen, E-Mails, Mailinglisten, etc. gingen vor die Hunde. Wir müssten etwas dagegen tun. Eine Kollegin schreibt gar

> Alles Emails, auf die ich nicht reagiere.
> Noch nicht mal auf den Eilauftrag.
> Da hat Kunde dann Pech gehabt.


Genau, dann hat er eben Pech gehabt.

Eigentlich unglaublich, wie man in Deutschland seine Kunden behandelt. Aber warum überrascht mich das eigentlich? Das ist genau die für Deutschland so typische Kundenfreundlichkeit.

Grüßt du mich nicht, sagst du nicht ganz brav »Bitte schön« und »Danke schön«, denn erzieht dich die Mama eben dazu. Kapierst du es dann immer noch nicht, dann kannst du mich mal. Dann will ich deinen Auftrag nicht. Den kannst du dir sonst wohin stecken.

Was der Kunde dann auch meistens macht und wo anders kauft.
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Dienstag, 15. März 2005

Das Leben ist hart ...

Mensch, wie soll man sich hier auf's Schreiben konzentrieren?

Blauer Himmel, Sonne, 30 Grad, ein bisschen Wind, weißer Sandstrand und glasklares türkisfarbenes Meer. Zwar habe ich mich mit meinem Laptop in die Gartenlaube verzogen, doch auch von hier kann ich das Meer sehen und verdammt noch mal, es ruft nach mir!

Warum gehe ich nicht einfach zum Hafen, lasse meine SCUBA-Flaschen auffüllen, nehme das Boot und fange ein paar Hummer für's Mittagessen?

Da war doch was? Was habe ich noch mal Monika Hofko, meiner Literaturagentin vor vier Wochen versprochen? Ach ja, genau, ich sagte sie könne mit dem fertigen Manuskript zu ›Die schwarzen Tränen der Sonne‹in zwei Wochen rechnen.

Und deshalb werde ich mich gleich an die Arbeit machen. Kein Hafen, kein Tauchen, kein Hummer, obwohl er Teil meiner Diät wäre und auch kein langer Blog.

Nein, Kopfhörer auf, ›Men at work‹ in iTunes anklicken — heute wird gearbeitet!
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Montag, 14. März 2005

MAIDS oder: »Ich abe gar kein Ändy«

Gleich vorweg. Ich bin bekennender ›Handy Verweigerer‹, halte diese Dinger für völlig überflüssig.

Dafür haben andere Zwei. Das hat eine repräsentative Umfrage des Internetportals Onlinekosten.de ergeben. 15 Prozent der Befragten gaben an, nur mit einem Mobiltelefon nicht zufrieden zu sein. Der Grund: Das Erst-Handy ist ihnen zu klein, zu leicht und enthält zu wenige Funktionen. Achtundsiebzig Prozent der Deutschen haben mindestens ein Mobiltelefon.

Hier in Australien ist es noch schlimmer. Heute kam ein Newsletter der Grundschule, die sich wegen der vielen Handys in den Klassen gezwungen sah eine ›Mobile Phone Policy‹ zu erstellen.

Mobiltelefone spülen den letzten Rest Benehmen in den Gully. Die meisten Zeitgenossen lassen sich durch ein klingelndes Handy aus jedem noch so interessanten Gespräch reissen, um dann absolut wichtige Nebensächlichkeiten zu erfahren, wie zum Beispiel, dass die Freundin heute Abend nicht zum Essen kommen kann, oder man doch bitte noch Zucker besorgen könnte bevor man nach Hause fährt.

»Ja«, höre ich die, die ohne Handy nicht mehr ins Bett gehen sagen. »Man kann das Handy auch abschalten!«

Könnte man, wenn man wollte, oder nicht an der neuen Krankheit MAIDS (Mobile and Internet Dependency Syndrome) leiden würde. MAIDS ist übrigens eine gute Ausrede für den Verlust des guten Benehmens. Unter MAIDS verstehen die Psychotherapeuten neuerdings, wenn jemand nervös wird und feuchte Hände bekommt, wenn er das Handy zu Hause liegen ließ, wenn der Akku plötzlich leer ist und weder telefoniert werden kann noch SMS geschrieben werden können oder wenn es im Moment keine Möglichkeit gibt, ins Internet zu kommen.

Nach einer von der britischen Bank Lloyds TSB in Auftrag gegebenen Umfrage fühlen sich zwei Drittel aller Handy-Besitzer bereits unwohl, wenn sie merken, dass sie ihr Handy vergessen haben, drei Prozent werden gar ängstlich oder panisch. Bei Internet-Entzug ist die Quote ebenso hoch: 70 Prozent drehen nach eigenen Angaben durch, wenn sie nicht täglich ihre E-Mails checken können.

Jetzt kann ich meiner Süßen endlich einen Grund nennen, warum ich manchmal stundenlang sinnlos im Netz verbringe. Nicht meine Schuld, ich leide unter IDS ...
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Sonntag, 13. März 2005

Lieber Lars,

ich möchte an dieser Stelle auf deinen gestrigen Kommentar antworten.

Lars@Krimi-Couch schrieb...

Marcus, Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Hotel Terminus als Buchtitel und Setting hier, Hotel Terminus als Tatort eines tatsächlichen Verbrechens da. Andererseits: Der Täter namens Klaus Barbie hier, eine weibliche Spielzeugpuppe da, die Ihren Namen von einem US-Konzern erhalten hat. Dazu kommt natürlich die Nähe von "Barbie" zum Vornamen Barbara - also irgendwie sehe ich nicht ganz ein, warum Du Ludgers absolut legitimen Hinweis ins Lächerliche ziehst.
Tue ich das? Ich denke, der Name Hotel Terminus im Zusammenhang mit einem Roman ist genauso unbedeutend wie der Name Barbie in Zusammenhang mit einer Puppe.

Lars, Ludgers Antwort auf deinen Hinweis, es gäbe noch viele Hotels mit dem Namen Terminus, spricht für sich und bedarf keines weiteren Kommentars.
- Ja, schlimm genug. Googelt man nach “Hotel Terminus” ist es erschreckend, wieviele Hotels sich heute noch so nennen. Unverständlich.
Genauso könnte man sagen es ist unverständlich warum sich Barbie Barbie nennt (und nicht Lilli) und Dachau, Mauthausen, Buchenwald, etc. ihre Ortsnamen auch nicht geändert haben.

Das was die Nazis in Europa vor 60 Jahren angerichtet haben hat mit den Namen der Plätze an denen sie ihre unvorstellbaren Verbrechen begangen haben nur peripher zu tun, auch wenn diese Namen zu Synonymen für unvorstellbare Gräueltaten geworden sind. Wir sprechen jedoch von einem der dunkelsten Flecken der Menschheitsgeschichte, den wir nicht vergessen dürfen! Wir sind verpflichtet zu verhindern, dass so etwas unvorstellbares jemals wieder passiert. Wir sollten aus diesen dunklen Flecken unserer Geschichte, derer es leider viel zu viele gibt, lernen.

Tun wir aber nicht. Viel schlimmer ist, dass Rechts wieder salonfähig ist. Das was Barbie vor 60 Jahren in Lyon gemacht hat, passiert heute, hier jetzt auf unserem Planeten. Alltäglich, menschenverachtend und in einem Ausmaß, das wir uns gar nicht vorstellen können.

Aber nein, lass uns doch in die andere Richtung sehen und statt dessen einen unglücklich gewählten Romantitel diskutieren.

Abu Gharib, Woomera, Baxter, Guantanamo Bay, das sind Namen die wir diskutieren sollten, denn in diesem Zusammenhang wirkt die Diskussion um einen, zugegebenermassen ungeschickt gewählten Romantitel, mehr als lächerlich.
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Sorry, Barbie...

...war ziemlich platt. Die Tochter von Ruth und Elliot Handler — die Gründer von Mattel — hieß Barbara. Barbie, Babs waren ihre Spitznamen. Ihr Sohn hieß Kenneth (Ken). Barbie wurde nach Barbara, benannt und Ken nach wem wohl? Genau, Kenneth. Auch aus heutiger Sicht ist der Name der Barbie-Puppe nicht verwerflich. Auch wenn Ludger Menke das nicht ganz so sieht.

Mit Romananfängen habe ich es sowieso nicht und im Moment schlage ich mich mehr mit dem massiven Rechtsrutsch in meinem eigenen Land rum. Viel schlimmer als die Nichtbewältigung der deutschen Vergangenheit finde ich die derzeitige Tendenz nach Rechts in Amerika und Australien.

Immer wenn Menschenrechte aus Patriotismus oder religiösem Fanatismus mit Füßen getreten werden, sollten weltweit die Alarmglocken schellen. Tun sie aber nicht, weil Rechts ist ›Hipp‹. Kollege Peter J. Kraus berichtet in seinem Blog direkt von der Quelle. Lesenswert!.

Und hier in Australien sperrt man sogar Babys ein. Es könnte sich ja durchaus um Terroristen handeln. Zukünftige zwar, aber man weiß ja nie. Das Schlimme: Alle sehen zu. Keiner schreit: »Was soll die Scheiße eigentlich?«

Da ist ein Griff ins Klo mit einem Romananfang und einem Buchtitel zwar peinlich, aber eher unwichtig und nebensächlich. Wie war das noch mal mit Kunkel und seinen Nazipornos?
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Samstag, 12. März 2005

Geschmacklos

1945 begann Mattel mit der Produktion von Spielzeugwaffen. 1956 entdeckten die Mattel-Macher dann in Luzern die Puppe Lilli. Lilli war die Kreation von Greiner & Hausser. Die Vorlage war ein Cartoon von Reinhard Beuthien in der 'Bild Zeitung'. Die Heldin war eine Superblondine, die hinter reichen Männern her war. Mattel kaufte 1959 die Rechte und nannte Lilli ›Barbie‹.

Wie konnten die die Puppe nur Barbie nennen? Das finde ich genau wie Ludger ziemlich geschmacklos.

Übrigens Ludger, du bist mir noch eine Antwort schuldig ...

So und jetzt geht es mit den Kurzen ab in den Zoo. Erst Affen füttern und dann Ross Avins lauschen. Open Air Twilight Concert im Zoo.
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Freitag, 11. März 2005

Kinder hinter Stacheldraht

›Die schwarzen Tränen der Sonne‹ geht mir ziemlich nahe. Die Recherchen werden immer heftiger. Kein Wunder, dass die meisten Australier die Augen davor verschließen und nichts davon wissen wollen. Die Albträume, die einem dieses Thema verschaffen kann sind ganz schön heftig.

Die Kinder auf dem Foto rechts sind seit 2003 auf Christmas Island hinter Stacheldraht weggesperrt!

Selber Vater von 6 Kindern, bekam ich gestern erstmals Zeichnungen zu sehen, die Kinder in australischen Internierungslagern für illegale Einwanderer gemalt haben und die mich stark berührten. Weiter unten sind einige der Bilder.

Alanna Sherry, ehemalige australische Diplomatin und Co-Autorin des von der australischen ›Human Rights and Equal Opportunity Commission‹ erstellten Berichts ›A last Resort —The report of the National Inquiry into Children in Immigration Detention stellt regelmäßig die Statistiken der derzeit 79 in australischen Internierungslagern festgehaltenen Kinder zusammen.

Stand 2. März:
Place detainedNationalities
Villawood38 Tongan,Chinese
Port Augusta 13Chinese,Iranian
Maribyrnong  9Tongan
Christmas Island 10Vietnamese
Nauru 6Afghan
Baxter 3Fijian
Other detention  3Afghan 
Unaccompanied3Afghan
Hier nun die Bilder, die diese Kinder malen. Kein Kommentar von mir, die Bilder sprechen für sich! (Zur Verfügung gestellt von Volunteers in Support of Asylum Seekers (VISAS))









Der Künstler der unten stehenden Zeichnung heißt Shayan. Er ist fünf Jahre alt und erklärt seine Zeichnung wie folgt: »Rechts, das ist meine Schwester und ich, wir weinen mit unseren Eltern. Der kleine Bus da unten ist eine Rettung. Sie bringt Shayan ins Westmead Children's Hospital und wieder zurück, weil ich nichts mehr essen oder trinken kann. Oben links ist ein Wächter mit einem Schlagstock. Unten links, das ist ein Häftling, der blutet, weil er sich die Pulsadern am Razor Wire (Stacheldraht mit Rasierklingen) aufgeschnitten hat. Oben, über das ganze Bild oben zieht sich der Razor Wire genau wie auch am Zaun in Villawood.«

Shayan — fünf Jahre alt, die Hälfte seines Lebens verbrachte er im Gefängnis. ... (Hier klicken um weiter zu lesen)

Donnerstag, 10. März 2005

Was macht ein ›gutes Buch‹ aus?

Ludger ›Mäkel‹ Menke kann es nicht lassen. In seinem Nachtbuch Blog wärmt er das eigentlich schon abgeschlossene Thema Glauser wieder auf. Eigenlich wird das Ganze jetzt langweilig. Interessant fand ich jedoch folgende Passage:

Nun, werte Krimikritikerinnen und Krimikritiker, liebe Leserinnen und Leser von Kriminalromanen, lasset alle Hoffnung fahren. Nehmt sofort die Finger von der Tastatur, legt die Stifte nieder, werft Eure vollgeschriebenen Blätter weg! Es gibt keine Objektivität bei der Bewertung von Literatur! Niemals! Versucht es erst gar nicht! Ihr Literaturwissenschafler, sucht Euch einen neuen Job - Euer Bemühen ist umsonst, Eure Kunst ist tot! Eure Literaturgeschichten, Essays, Kritiken, Besprechungen - ab auf den Scheiterhaufen! Kauft und lest Bücher und haltet doch bitte endlich die Klappe!
Ludger vergisst hier, dass Literaturkritik per Definition nicht objektiv sein kann. Nach welchen objektiven Kriterien kann man literarische Texte beurteilen, ohne dass die subjektive Komponente der eigenen Persönlichkeit an Übermacht gewinnt?

Schon Kritiker aus der literaturgeschichtlichen Epoche der ›Aufklärung‹ forderten, ausgehend von einem ›objektivierbaren‹ Wissen über Theorie und Geschichte literarischer Formen und Inhalte die Neuerscheinungen einzuschätzen. Im Bewusstsein, dass dieses Ziel nicht erreicht werden könne meinten ihre Antipoden, aus dem ›Sturm und Drang‹, die Urteile seien aus der ›subjektiven‹ Anschauung zu beziehen und müssten dem Genie des Dichters sowie der Originalität seines Werkes huldigen.

Gotthold Eprahim Lessing, der eigentliche Begründer der neueren deutschsprachigen Literaturkritik, vertrat die Ansicht, die Kriterien der Kritik hätten sich aus dem Werk selbst zu ergeben (Hamburgischen Dramaturgie),
Der wahre Kunstrichter folgert keine Regeln aus seinem Geschmacke, sondern hat seinen Geschmack nach den Regeln gebildet, welche die Natur der Sache erfordert.
Derzeit ist eine weite Verbreitung des rein subjektiven Geschmacksurteils zu beobachten. Viele Kritiker, die sich als Agenten des Publikumsgeschmacks verstehen (oder sich zumindest als solche ausgeben), schreiben eher, um sich selbst Profil zu geben, als um dem literarischen Text gerecht zu werden.

Und genau hier liegt Ludgers Problem. Mit großen Worten tastet er sich an die wichtigen Fragen heran und tänzelt um sie herum, ohne sie wirklich anzusprechen. Fast sieht es so aus, als würde er mit sinnloser Polemik versuchen den Kern des eigentlichen Problems zu vermeiden.

Vielleicht kann Ludger ja zur Abwechslung einmal konstruktiv zur Diskussion beitragen und in seinem Nachtbuch folgende Fragen behandeln?

  • Was macht ein gutes Buch eigentlich aus?
  • Was ist ›literarisch anspruchsvoll‹?
  • Welche messbaren Qualitäten kann man bei der Bewertung von Literatur verwenden?
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Mittwoch, 9. März 2005

Retail Therapy

Heute habe ich mich selbst belohnt (wofür auch immer). Ein neues Apple iBook. Und mit dem muss ich erst einmal ein paar Stunden spielen — ahem mich mit dem neuen Computer vertraut machen meine ich — bevor ich wieder an meine Arbeit gehe.

Jetzt habe ich keine Ausrede mehr nicht an "Die schwarzen Tränen der Sonne" weiterzuarbeiten.

Morgen bin ich wieder hier, in alter Frische.

Versprochen.
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Dienstag, 8. März 2005

Die Nigerianer geben nicht auf

Mein zweiter Roman mit dem Titel 419 (hoffentlich bald im Buchhandel erhältlich) handelt von den Betrügereien der nigerianischen Mafia. In letzter Zeit kommen sie wieder vermehrt, die E-Mails und Briefe mit der Bitte doch bei einem nicht ganz so legalen Geldtransfer behilflich zu sein und dafür eine nicht unerhebliche Provision zu kassieren. So wie dieses von Dr. Anthony Ayomide:

X-Apparently-To: marcusstarck@yahoo.de via 206.190.37.237; Thu, 07 Mar 2005 06:17:46 -0800
From: "Anthony Ayomide" ‹anthony_ayomide1@yahoo.com›
To: ‹marcusstarck@yahoo.de›
Subject: Investment Assitance
Sender: "Anthony Ayomide" anthony_ayomide1@yahoo.com


Hello,

I write to inform of my desire to acquire estates or landed properties in your country on behalf of the Director of Contract and Finance Allocations of the Federal Ministry of Works and Housing in Nigeria.

Considering his very strategic and influential position, he wants the Transaction to be strictly confidential as possible. He further wants His identity to remain undisclosed at least for now, until the Completion of this transaction. Hence our desire to have an overseas agent.

I have therefore been directed to inquire if you would agree to act as Our overseas agent in order to actualize this transaction.

The deal in brief, is that the funds with which we intend to carry out Our proposed investments in your country is presently in a coded Account at the Nigeria Apex bank (Central Bank of Nigeria) and we need your Assistance to transfer the funds to your country in a convenient bank Account that will be provided by you, before we can put the funds into use in your country.

For this, you shall be considered to have executed a contract for the Federal ministry of Works and Housing in Nigeria for which payment should be effected to you, by Ministry, The contract sum of which shall run into US$38.5Million (Thirty Eight Million, Five Hundred Dollars) of which your share shall be 20% if you agree to be our overseas agent.

As soon as payment is effected, and the amount mentioned above is Successfully transferred into your account, we intend to use our own share In acquiring some estates and setting up trust accounts abroad. For this Too you shall also serve as our agent.

In the light of this, I would like you to forward to me the following Information:

1. Your company name and address if any.
2. Your personal fax number.
3. Your personal telephone number for easy communication.

You are requested to communicate your acceptance of this proposal Urgently after which we shall discuss In details the modalities for seeing this transaction through.

Your quick response will be highly appreciated.

Thank you in anticipation of your cooperation. You may send your response to anthony_ayomide@yahoo.co.uk


Yours faithfully,

Dr Anthony Ayomide

Die Masche funktioniert immer noch. Wie die Nigerianer genau vorgehen wird im Detail in 419 beschrieben. ... (Hier klicken um weiter zu lesen)

Montag, 7. März 2005

Die schwarzen Tränen der Sonne

Vorgestern habe ich den ersten Absatz aus diesem Manuskript geposted. Dabei wurde immer wieder die Frage gestellt, worum es in diesem Buch überhaupt ginge.

Der Ich Erzähler Peter Scott, ein alternder Pressefotograf am Ende seiner Karriere, stolpert über den achtjährigen Seth, ein Flüchtling aus dem Irak, der während eines Aufstands im australischen Internierungslager Woomera unbemerkt entkommen kann. Peter ein eigensinniger, sturer aber dennoch liebenswerter Einzelgänger, hat eine Mauer um sich aufgebaut. Immer schon hat er Leid und Katastrophen durch die Linse seiner Kamera auf Film gebannt, ohne sich emotional für die Geschehnisse zu engagieren. Nur durch diese Distanz war es ihm möglich, mit seinen Bildern zu leben.

Seth, getrennt von seinen Eltern und nach drei Jahren Internierungslager völlig verängstigt, vertraut sich nur zögerlich Peter Scott an. Er gehört der Minderheit der Mandäer an. Sein ganzes Leben war Seth der Diskriminierung und den Repressalien Anderer ausgesetzt. Fundamentalistische Islamisten im Iran zwangen Seths Familie zur Flucht. Zuerst nach nach Al'Uzayr am Tigris im Süden Iraks, wo die Familie schnell feststellen musste, dass auch die dortigen Islamisten sie als najis also als unrein und rechtelos betrachten. Die Familie flieht erneut, diesmal mit dem Ziel Australien. In Indonesien besteigen sie ein marodes Boot, das dann vor der Küste Javas sinkt. Seth wird nach zwanzig Stunden von der australischen Marine gerettet und in das südaustralische Internierungslager Woomera gebracht.

In seiner kindlichen Naivität glaubt er sich endlich in Sicherheit, denkt, dass seine Familie ihn hier bald wegholen wird. Nur so schafft er es, die unmenschlichen Zustände im Lager einigermassen zu ertragen. Seth wird in Woomera mit unvorstellbaren menschlichen Tragödien und Schicksalsschlägen konfrontiert. So nimmt sich Noha, Seths Freund und Zimmergenosse, das Leben. Noha ist ein achtzehnjähriger irakischer Junge, der den Druck im Lager nicht mehr gewachsen ist und keine Hoffnung mehr sieht. Ein älteres Pärchen, das sich seiner angenommen hat, näht sich in seiner Gegenwart die Lippen zu, mit der Hoffnung, mit diesem drastischen Hungerstreik die australische Öffentlichkeit auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

Seth muss miterleben wie Rebekkah, eine achtzehnjährige Mandäerin, von mehreren fanatischen Muslimen vergewaltigt wird. Sie wollen ihr eine Lektion erteilen. Rebekkah gilt als najis und wagte es, wie von den Aufsehern angeordnet, das Essen zu servieren. Seth wird auch Zeuge mehrerer Aufstände, die von den Behörden gewaltsam beendet werden.
Als er nach und nach realisiert, dass seine Eltern nicht kommen, verliert auch er jede Hoffnung, beschließt aber dann, dass er sich auf die Suche nach seiner Familie machen muss. Im Chaos eines weiteren Aufstands in Woomera gelingt ihm die Flucht.

Peter Scott liest Seth auf und will ihn erst den zuständigen Behörden übergeben, beschließt jedoch zuerst, die Geschichte des Jungen zu erfahren, denn für die Presse sind Besuche in den Lagern, wenn überhaupt, nur unter schärfster Aufsicht möglich. Je mehr er von Seth erfährt, desto schwieriger wird es für ihn, den Jungen wieder nach Woomera zurückzusenden. Letztendlich macht er sich auf die Suche nach Seths Familie.

Hintergrund der Geschichte:

Am 18. Oktober 2001 sticht im kleinen indonesischen Hafen Bandar Lampung ein namenloses Fischerboot in See. Ein alltäglicher Vorgang, doch dieses zwanzig Meter lange und vier Meter breite Boot soll später unter dem Namen SIEV-X (Suspected Illegal Entry Vessel X) traurige Berühmtheit erlangen. Es bietet Platz für maximal fünfzig Passagiere. An diesem Tag drängen sich jedoch über vierhunderteinundzwanzig Asylsuchende aus dem Irak, Afghanistan und dem Iran auf der SIEV-X. Alle haben sie ein Ziel: Australien, das Paradies, dort wollen sie ein neues Leben beginnen.

Um drei Uhr morgens, einundfünfzig nautische Meilen vor der Küste West Javas, sinkt das Boot innerhalb von zwei Minuten. Fünfundsechzig Männer, einhundertzweiundvierzig Frauen und einhundertsechsundvierzig Kinder ertrinken. Nur vierundvierzig Überlebende werden nach zwanzig Stunden von indonesischen Fischern geborgen und in Internierungslager für illegale Einwanderer gebracht.

Die SIEV-X ist kein Einzelfall. Auf dieses Problem wurden die Medien jedoch erst aufmerksam, als der Kapitän des norwegischen Containerfrachters "Tampa" schiffbrüchige Flüchtlinge aus dem Meer fischte und weder Australien noch Indonesien sich für diese Menschen zuständig fühlten. Der medienwirksame Skandal war schnell wieder vergessen und die betroffenen Menschen wurden zu nackten Zahlen einer kalten Statistik.

Das australische System der Zwangsinternierung für »illegalisierte« Immigranten wurde Anfang der neunziger Jahre von der sozialdemokratischen Labour-Party eingeführt. Damals gab es mehr Freiheiten für die Asylsuchenden. Die konservative Howard-Regierung verschärfte die Bedingungen in den Lagern drastisch, vorwiegend um ein Exempel zu statuieren und Asylsuchende abzuschrecken, die gefährliche Reise nach Australien überhaupt in Erwägung zu ziehen. Fast alle Lager liegen weit abseits von größeren Städten im wüstenähnlichen Outback. Kontakt zur Außenwelt ist schwierig. Wenn Medien Zugang zu den Lagern erhalten, was nur selten vorkommt, dann nur unter schärfster Aufsicht. So wenig Informationen wie möglich sollen an die Öffentlichkeit gelangen.

In den Lagern herrschen unvorstellbare Zustände. Die Internierten, ohnehin schon vom Schicksal schwer geschlagen, werden dort bis zu fünf Jahren festgehalten um dann zu erfahren, dass ihr Antrag auf Asyl abgewiesen wurde und sie das Land verlassen müssen. Hungerstreiks, Selbstmorde und Aufstände, die von den Behörden rigoros und vor allem mit unnötiger Brutalität niedergeschlagen werden, sind an der Tagesordnung.

Die Situation in den Internierungslagern hat vor allem den Ruf nach der Freilassung von Kindern lauter werden lassen. Ende 2003 waren fünfhundertzweiundachtzig Kinder in australischen Internierungslagern, darunter dreiundfünfzig ohne jeglichen Schutz von Eltern oder Bekannten.

Die unabhängige »Australian Human Rights Commission« untersuchte im Auftrag der Regierung die Zustände in den Lagern und stellte neben Menschenrechtsverletzungen auch eindeutige Verstöße gegen die 1990 von Australien unterzeichnete UN-Konvention zum Schutz des Kindes fest. Der Bericht wurde zwar im australischen Parlament zur Kenntnis genommen, jedoch als nicht relevant abgetan. Originalzitat:

The government rejects the major findings and recommendations contained in this report. »The government also rejects the Commission's view that Australia's system of immigration detention is inconsistent with our obligations under the United Nations Convention on the Rights of the Child.«
An Zynismus wohl kaum zu überbieten ist die Aussage der australischen Einwanderungsministerin. Senator Amanda Vanstone, Minister for Immigration sagte am 10. Juni 2004:
»To release all children from detention in Australia would be to send a message to people smugglers that if they carry children on dangerous boats, parents and children will be released into the community very quickly!«
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Samstag, 5. März 2005

Erste Zeilen ...

... sind mit das Schwierigste am ganzen Manuskript. Ludger hat diesbezüglich ein nettes Rätsel auf seinem Nachtbuch-Blog. 10 Anfänge von für den Glauser eingereichten Bücher. Einer stammt von einem der fünf Nominees.

Mickey Spillane (ich weiß ich zitiere den alten Haudegen viel zu oft) brachte es folgendermassen auf den Punkt.

Nobody reads a mystery to get to the middle. They read it to get to the end. If it's a letdown, they won't buy anymore. The first page sells that book. The last page sells your next book.
Der Anfang des Manuskripts zu ›Die schwarzen Tränen der Sonne‹, an dem ich gerade arbeite. Eure Meinung ist gefragt!
lake disappointment

Tefler, ein trostloses Drecknest, dort, wo sich Gibson Wüste und Great Sandy Desert auf ein gut gekühltes australisches Bier treffen. Ein Flugplatz, auf dem der Royal Flying Doctor Service einen Außenposten betreibt und Eagle Aviation, eine Flugschule mit Chartergesellschaft, untergebracht ist. Ein paar Häuser, Wohncontainer mit Dusche und ein Pub, in dem sich zwei verstaubte Deckenventilatoren durch die stickige Luft quälen. Zum Glück ist das Pint eiskalt, das das Nilpferd mit dem roten Gesicht für mich aus dem abgegriffenen Zapfhahn zieht. Randvoll und ohne Schaum stellt sie das beschlagene Glas vor mich auf die Theke. Sie wischt ihre Finger an der fleckigen Schürze ab. Zwischen fünf und acht gäbe es heute Skimpies, die dann das Bier servieren würden, sagt sie und nickt mir verschwörerisch zu. Ich winke ab und trinke mein Swan Drought aus. Bis dahin bin ich sicher hier fertig und sitze wieder im Flugzeug Richtung Perth. Selbst wenn ich wider erwarten in Tefler feststecken sollte, bin ich nicht erpicht, alternden Stripperinnen beim Bier ausschenken zuzusehen. Und überhaupt, die Ladies werden auch ohne mich gute Geschäfte machen. Newcrest Mining zahlt seinen Arbeitern hohe Löhne und den Jungs hier ist jede Abwechslung willkommen.
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Freitag, 4. März 2005

Ohne Worte

Ein Fundstück, das Kollegen Peter J. Kraus gefallen dürfte ;-)



Marcus Starck

~/*\~
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Donnerstag, 3. März 2005

Ludger, Glauser und kein Ende ...

Muss ich nun bittere Tränen in mein Kissen weinen? Marcus Starck versteht mich nicht.
schreibt Ludger, der auch schon mal als ›Mäkel Menke‹ bezeichnet wurde, in seinem Nachtbuch Blog.

Bitte nicht Ludger, sonst muss ich dich noch tröstend in den Arm nehmen und dir väterlich durchs Haar streichen. Das will ich uns beiden ersparen ;-)

Ludger kritisiert im Prinzip 3 Dinge, die ihn beim Glauser stören:
1. Kritikpunkt: Mangelnde Transparenz
und meint damit die seiner Ansicht nach fehlenden oder unzureichenden Begründungen warum denn ein Buch nominiert wurde, oder gerade das eine Buch gewonnen hat.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Die Begründungen zum Beispiel für die Gewinner der letzten Jahre — Horst Eckerts Laudatio für Thomas Glavinics ›Der Kameramörder‹ (2002) oder Bernd Jaumanns Laudatio für den Gewinnerin des Glausers 2004Gabriele Wolffs ›Das dritte Zimmer‹ — finde ich weder ›Nichts sagend‹ noch ›unzureichend‹. (Bei den ›Oscars‹ gibt es übrigens überhaupt keine Begründung — doch das its ein anderes Thema. Gibt es eigentlich eine beim deutschen Krimipreis?)

Vielleicht habe ich bloss andere Maßstäbe als Ludger, wie Qualität gemessen werden kann? Dazu später mehr.
2. Kritikpunkt: Das Verfahren
Hier bemängelt Ludger, dass die Verlage die Bücher einreichen müssen und vergleicht das Verfahren mit dem des ›Deutschen Krimipreises‹.

Der Glauser wäre organisatorisch anders gar nicht durchführbar. Anders als die Kritiker und Buchhändler, die beim ›Deutschen Krimipreis‹ in der Jury sitzen, bekommen die Juroren des Glausers normalerweise keine Rezensions- oder Ansichtsexemplare zugesandt. (Wir schreiben nämlich Bücher und keine Rezensionen. Wenn wir Rezensionen schreiben wollten, wären wir Kritiker geworden ;-) Die Glauser Juroren müssten sich in diesem Fall die Bücher selber besorgen und dabei würde noch viel mehr durch den Rost fallen.

Derzeit müssen die Verlage ihre Bücher für den Glauser nominieren. Versäumt es ein Verlag das zu tun — vielleicht glaubt man nicht an die Chancen des Buches, vielleicht kämpft man gegen die übliche Schlamperei in der Marketingabteilung oder der Autor selbst will gar nicht, dass das Buch eingereicht wird — ist das Buch nicht im Rennen.
3. Kritikpunkt: Qualität vs. Geschmack

... Das Leser oft nach geschmäcklerischen Kriterien urteilen, finde ich zwar auch schade, aber man kann es ihnen nicht wirklich vorwerfen. Von einer Jury, die behauptet, den wichtigsten Krimipreis im deutschsprachigen Raum zu vergeben, erwarte wesentlich mehr als ein “Geschmacksurteil"...
Was dann? Jede Qualität ist per Definition nur durch einen quantitativen Prozess erreichbar. Unterschiedlich ist nicht nur die Sichtweise: Einmal wird eine zusammenfassende Sichtweise gewählt, einmal eine aufs Detail bezogene. Quantität ist das Zählbare (Daten, Zahlen, Fakten) und das ist bei Kunst und Literatur fast nicht durchführbar. Qualität deutet immer auf das Unerreichte hin und definiert sich über den Gebrauch. Ein qualitativ hochwertiges Produkt zum Beispiel soll vom Gebrauch her für immer halten. Das ist aber unerreichbar. Qualität in der Kriminalliteratur, die sich mit quantitativen Größen messen lässt, beispielsweise Stil, Handwerk, Plot, Spannungsbogen und was weiß ich noch alles an anwendbaren literaturwissenschaftlichen Eigenschaften, hat immer eine dominierende subjektive Komponente. Genau die spielt eine Rolle wenn die Glauser Jury, die Jury des deutschen Krimipreises oder jede andere Jury das ›Opus Summum‹ des Jahres zu finden sucht.

Aber wie sagte Mickey Spillane:
I pay no attention to those jerks who think they're critics. I don't give a hoot about reading reviews. What I want to read are the royalty checks.
In diesem Sinne: All the best!

Marcus Starck

~/*\~
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Mittwoch, 2. März 2005

Dabei wär's so einfach...

Wir neigen alle dazu in engen Kategorien zu denken, haben alle unsere Schachteln und Schublädchen in denen wir versuchen unser Leben zu ordnen. Fast alles bekommt einen Stempel und wird akribisch katalogisiert in die entsprechende Box gesteckt. Alles muss einen tieferen Sinn haben, analysier- und nachvollziehbar sein. Etwas was einfach nur ›ist‹, ist uns zutiefst suspekt und wird zu Tode diskutiert.

Ein Beispiel dafür ist der Glauser Preis des Syndikats, der Vereinigung der deutschsprachigen Krimiautoren. Blog Mitstreiter Ludger Menke lässt sich in seinem gestrigen Eintrag hinreißen, ein längeres Essay über den Glauser zu schreiben ohne wirklich etwas zu sagen. (Oder vielleicht bin ich einfach zu abgehoben seinen Ausführungen zu folgen?)

... Seit Jahren begleite ich die Vergabe des Glausers, seit Jahren lese ich die Begründungen, seit Jahren versuche ich, daraus halbwegs nachvollziebare Argumente zu ziehen, um zu verstehen, warum dieses oder jenes Buch würdig ist, den Glauser zu bekommen. Seit Jahren kann ich - angesichts der Urteile - oft nur mit der Schulter zucken...
Und jetzt? Was will er damit sagen? Vielleicht das sein Geschmack mit dem der Juroren eben nicht einhergeht? Ich weiß es auch nicht.

Auch auf Toms Krimitreff ist eine heftige Diskussion ausgebrochen. Sinn und Unsinn, Transparenz, Freunderlwirtschaft und was weiß ich noch alles wird dort im Zusammenhang mit dem Glauser Preis diskutiert.

Dabei wäre alles ganz einfach. Der Glauser ist Autorenpreis, vergeben von den im Syndikat zusammengeschlossenen Autoren. Der Preis ist ordentlich dotiert (5000 Euro in kleinen nicht fortlaufend nummerierten Scheinen in einem Lederkoffer gibt es zum Beispiel für den Gewinner in der Kategorie Roman).

Verlage können ihre Krimis einreichen. Eine Jury bestehend aus drei auf der Hauptversammlung gewählten Mitgliedern und den Gewinnern der Kategorie Roman und Debüt des Vorjahres, liest die eingereichten Bücher und nominiert die ihrer Meinung nach besten Krimis. Danach trifft man sich, dieses Jahr in Bonn, und tauscht sich aus. Am Ende steht ein Gewinner fest. Die Jury begründet auch warum die Nominierten nominiert waren und warum der Gewinner gewonnen hat.

Was ist daran so kompliziert?

Okay, ich verstehe, der Gewinner des Glausers trifft nicht Jedermanns Geschmack.

»So what?«

Ist das nicht bei jedem Preis so? Ich hätte heuer zum Beispiel auch die Oskars anders verteilt. Schulterzucken auf meiner Seite.

Die Filmindustrie schämt sich im übrigen nicht sich selbst zu feiern. Nur wir deutschen Schriftsteller dürfen das nicht.

Scheiß drauf, ich freu mich auf die Criminale. Lasst uns feiern bis wir umfallen. Man lebt nur einmal!

Herzliche Grüße aus dem herbstlichen Perth

Marcus Starck

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PS: Die beiden Komiker, die gestern tatsächlich 1 Euro und 100 Euro bezahlt haben, um an das Glauser Geheimnis zu kommen, müssen sich bis zur Criminale gedulden. Netter Versuch. Ich habe die Gelder verdoppelt und an die World-Vision Tsunamihilfe weiter überwiesen. Trotzdem vielen Dank! ... (Hier klicken um weiter zu lesen)