Freitag, 28. Oktober 2005

When a dog takes over control …

Ich bin wieder zurück! Habe ich euch gefehlt? Einmal durch Australien auf einem Motorrad. (Ausführlicher Reisebericht hier und hier). Thomas Mann, Max Frisch, Sabina Naber, Horst Eckert, Dan Brown, Alexander Jardin, Stefan Slupetzki, Bernhard Salomon, Arundhati Roy und ein paar Andere in der Satteltasche. Ohne Internet, ohne E-Mail, ohne Telefon, ohne Fernseher.

Zurück in der Zivilisation gleich berieselt von zwei deutschen Krimis im australischen Fernsehen: »Inspector Rex« und »Bernstein und Bronski« (oder war es Bronski und Bernstein?) Kopfschüttelnd saß ich vor der Glotze und fragte mich: Ist das das Beste was der deutsche Krimi zu bieten hat und ist der deutsche Krimi als Exportprodukt international überhaupt konkurrenzfähig?

Absolut, meint Horst Eckert, vor kurzem noch ein Sprecher des Sydikats dem Verband der deutschsprachigen Krimiautoren. Er sagte, der deutsche Krimi habe das Stigma seiner mangelnden Tradition längst hinter sich gelassen und präsentiere sich derzeit als absolut konkurrenzfähig im europäischen Umfeld.

Der Berliner Kritiker und Herausgeber Thomas Wörtche schrieb zu dieser Frage vor gut einem Jahr: Der deutsche Krimi sei »irrelevant und unglücklich«, denn er habe keine Tradition und »ohne Tradition keine breite Kultur, höchstens Einzelstücke.«

Hans Peter Karr aka Reinhard Jahn antwortete in einem Interview auf die Frage nach der Lage des deutschen Krimis im Vergleich zur internationalen, vorwiegend englischen Konkurrenz: »Ohne die vielen Leser, die deutsche Krimis kaufen, hätten wir deutsche Autoren in den letzten Jahren unsere Position neben den internationalen Autoren nicht so gut ausbauen können. Diese Entwicklung wird sich auch in der Zukunft fortsetzen, davon bin ich überzeugt.« und bezieht sich auf internationale Konkurrenz im inländischen Buchmarkt. Er fügt noch hinzu: »Der deutsche Krimi ist immer dann gut und konkurrenzfähig, wenn er eine gute und spannende Geschichte aus der Welt erzählt, in der wir leben. Das haben Kollegen wie -ky, Molsner und Werremeier unter Beweis gestellt. Man darf den Leser nicht einfach mit Floskeln und Klischees abspeisen, nach dem Motto: "Harry, schau mal auf der letzten Seite nach, wer der Mörder ist!"«

Aha, wir verstehen.

Genug der theoreitschen Abhandlungen. Wen findet man in australischen Buchhandlungen?

Meine Erfahrung bei Dymocks in der Innenstadt ist typisch für lokale Buchläden:

»Hi, I’m looking for some German crime fiction«
»Sorry, can you tell me the name of the Author or a title or maybe an ISBN number?«
»Well, I can give you some Names: -ky, Molsner, Werremeier.«
»What? Can you spell them for me?«
»Okay, -ky, Minus Kilo Yankee. Molsner, Mike, Oscar, Lima, Sierra, November, Echo, Romeo ...«

Die nette, vielleicht etwas zu junge Buchhändlerin bemüht sich, sucht in mehreren Verzeichnissen, bemüht sogar Amazon, weil man dort sicher die ISBN fände sagt sie.

»Sorry«, sie kann ihren genervten Gesichtsausdruck nicht verbergen und schickt mich zur Konkurrenz.

Nach fünf Buchhandlungen endlich Erfolg. Er habe sich auf internationale Autoren spezialisiert. Gleich drei Bücher von Ingrid Noll hat er im Laden: Hell Hath No Fury, The Pharmacist und Head Count. Ich kaufe sie. Der Buchhändler ist froh, dass er sie los ist. Vor zwei Jahren habe er sie auf Kundenwunsch bestellt. Wurden nie abgeholt, seither verstauben sie im Regal. Deutsche Autoren? Grass und Mann gingen so la la sagt er. Auch Frisch. Lebende Autoren? Grass oder Bernhard Schlink mit seinem Vorleser, sonst fiele ihm keiner ein. Krimis? Außer Noll wisse er jetzt nicht wen er noch empfehlen könne. Außerdem deutsche Krimis? Ob ich denn nicht Fernsehen würde. Inspector Rex: »When a dog takes over control« — was bedeutet das eigenlich? — oder Derrick. Amber und Bossek (Er meint wohl Bernstein und Bronski), die neue Serie? Deutsche und Krims Na Ja? Hm, ach ja da war auch noch die Jellinek…
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