Sonntag, 13. März 2005

Lieber Lars,

ich möchte an dieser Stelle auf deinen gestrigen Kommentar antworten.

Lars@Krimi-Couch schrieb...

Marcus, Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Hotel Terminus als Buchtitel und Setting hier, Hotel Terminus als Tatort eines tatsächlichen Verbrechens da. Andererseits: Der Täter namens Klaus Barbie hier, eine weibliche Spielzeugpuppe da, die Ihren Namen von einem US-Konzern erhalten hat. Dazu kommt natürlich die Nähe von "Barbie" zum Vornamen Barbara - also irgendwie sehe ich nicht ganz ein, warum Du Ludgers absolut legitimen Hinweis ins Lächerliche ziehst.
Tue ich das? Ich denke, der Name Hotel Terminus im Zusammenhang mit einem Roman ist genauso unbedeutend wie der Name Barbie in Zusammenhang mit einer Puppe.

Lars, Ludgers Antwort auf deinen Hinweis, es gäbe noch viele Hotels mit dem Namen Terminus, spricht für sich und bedarf keines weiteren Kommentars.
- Ja, schlimm genug. Googelt man nach “Hotel Terminus” ist es erschreckend, wieviele Hotels sich heute noch so nennen. Unverständlich.
Genauso könnte man sagen es ist unverständlich warum sich Barbie Barbie nennt (und nicht Lilli) und Dachau, Mauthausen, Buchenwald, etc. ihre Ortsnamen auch nicht geändert haben.

Das was die Nazis in Europa vor 60 Jahren angerichtet haben hat mit den Namen der Plätze an denen sie ihre unvorstellbaren Verbrechen begangen haben nur peripher zu tun, auch wenn diese Namen zu Synonymen für unvorstellbare Gräueltaten geworden sind. Wir sprechen jedoch von einem der dunkelsten Flecken der Menschheitsgeschichte, den wir nicht vergessen dürfen! Wir sind verpflichtet zu verhindern, dass so etwas unvorstellbares jemals wieder passiert. Wir sollten aus diesen dunklen Flecken unserer Geschichte, derer es leider viel zu viele gibt, lernen.

Tun wir aber nicht. Viel schlimmer ist, dass Rechts wieder salonfähig ist. Das was Barbie vor 60 Jahren in Lyon gemacht hat, passiert heute, hier jetzt auf unserem Planeten. Alltäglich, menschenverachtend und in einem Ausmaß, das wir uns gar nicht vorstellen können.

Aber nein, lass uns doch in die andere Richtung sehen und statt dessen einen unglücklich gewählten Romantitel diskutieren.

Abu Gharib, Woomera, Baxter, Guantanamo Bay, das sind Namen die wir diskutieren sollten, denn in diesem Zusammenhang wirkt die Diskussion um einen, zugegebenermassen ungeschickt gewählten Romantitel, mehr als lächerlich.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Marcus,

wir können gerne und jederzeit tagesaktuelle Themen diskutieren, die mit Sicherheit bedeutender und schwerwiegender sind als ein fahrlässig ausgesuchter Romantitel. No question about it.

Dennoch bedenke bitte, dass die Diskussion in einem *Literatur*blog begonnen hat, nicht in einem über Weltpolitik.

Darauf hinzuweisen, dass ein Gerade über einen Romantitel "lächerlich" sei angesichts dessen, was rund um die Uhr auf der Welt an Ungeheuerlichkeiten begangen wird, ist ein Holzschlaghammer-Argument.

Ich will hier gar nicht mit moralisch-ethischen Maßstäben urteilen, was und in welchem Umfang diskussionswürdig ist. Schlicht zu behaupten, "es gibt wichtigeres" und damit in Deinen Augen unwichtiges unter den Teppich zu kehren, kann ich dann aber nun wirklich nicht mit meiner Denke vereinbaren.

Best,

Lars

Marcus Starck hat gesagt…

Das ist doch gar nicht der Punkt hier Lars.

Trotz meiner jüdischen Abstammung finde ich den Titel nicht so verwerflich wie Ludger. Vielleicht habe ich einfach mehr Distanz. Ich schrieb bereits in meinem Blog, dass man aus den dunklen Flecken der Geschichte lernen sollte. Tun wir aber nicht.

Ich finde es übertrieben, wegen eines unglücklich gewählten Romantitels die Hände vor dem Gesicht zusammenzuschlagen und zu sagen: »Oh mein Gott was für eine Geschmacklosigkeit.« Noch schlimmer finde ich die Frage, warum es heute immer noch Hotels gibt, die sich ›Hotel Terminus nennen‹. Ja wissen die denn nicht? Wie können die nur.

Ja, wie können die nur. Darauf kann man nur mit einem Barbie-Puppen Beitrag antworten. Sorry für meinen Zynismus.

In einem gebe ich Ludger und dir recht. Der Titel ist beschissen gewählt. Könnte aber auch durchaus Absicht sein, um eine entsprechende kontroverse öffentliche Diskussion zu provozieren ;-)

Lieber Lars können wir das Thema hiermit beenden? Ich schlage vor: agree to disagree?

Alles Liebe aus Mindarie Keys

Marcus Starck