Samstag, 5. März 2005

Erste Zeilen ...

... sind mit das Schwierigste am ganzen Manuskript. Ludger hat diesbezüglich ein nettes Rätsel auf seinem Nachtbuch-Blog. 10 Anfänge von für den Glauser eingereichten Bücher. Einer stammt von einem der fünf Nominees.

Mickey Spillane (ich weiß ich zitiere den alten Haudegen viel zu oft) brachte es folgendermassen auf den Punkt.

Nobody reads a mystery to get to the middle. They read it to get to the end. If it's a letdown, they won't buy anymore. The first page sells that book. The last page sells your next book.
Der Anfang des Manuskripts zu ›Die schwarzen Tränen der Sonne‹, an dem ich gerade arbeite. Eure Meinung ist gefragt!
lake disappointment

Tefler, ein trostloses Drecknest, dort, wo sich Gibson Wüste und Great Sandy Desert auf ein gut gekühltes australisches Bier treffen. Ein Flugplatz, auf dem der Royal Flying Doctor Service einen Außenposten betreibt und Eagle Aviation, eine Flugschule mit Chartergesellschaft, untergebracht ist. Ein paar Häuser, Wohncontainer mit Dusche und ein Pub, in dem sich zwei verstaubte Deckenventilatoren durch die stickige Luft quälen. Zum Glück ist das Pint eiskalt, das das Nilpferd mit dem roten Gesicht für mich aus dem abgegriffenen Zapfhahn zieht. Randvoll und ohne Schaum stellt sie das beschlagene Glas vor mich auf die Theke. Sie wischt ihre Finger an der fleckigen Schürze ab. Zwischen fünf und acht gäbe es heute Skimpies, die dann das Bier servieren würden, sagt sie und nickt mir verschwörerisch zu. Ich winke ab und trinke mein Swan Drought aus. Bis dahin bin ich sicher hier fertig und sitze wieder im Flugzeug Richtung Perth. Selbst wenn ich wider erwarten in Tefler feststecken sollte, bin ich nicht erpicht, alternden Stripperinnen beim Bier ausschenken zuzusehen. Und überhaupt, die Ladies werden auch ohne mich gute Geschäfte machen. Newcrest Mining zahlt seinen Arbeitern hohe Löhne und den Jungs hier ist jede Abwechslung willkommen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schöne dichte Atmosphäre. Allerdings bleibt die Frage offen worum es hier überhaupt geht. Einen Typen der in einer Bergwerksstadt festhängt? Ich dachte es geht um Flüchtlinge??

Doch, ja, ich würde weiterlesen.

Claus T.

Anonym hat gesagt…

Ein erster Absatz ohne Kontext sagt nicht viel aus. Aber gut, was erfahren wir hier. Der Typ, der die Geschichte erzählt, hängt in einer miesen Kaschemme irgendwo im australischen Outback fest und kann es gar nicht erwarten zurück nach Perth zu kommen. Irgendwie klingt der Typ ziemlich ausgebrannt und desinteressiert.

Das Nilpferd mit dem roten Gesicht finde ich witzig, auch die alternden Stripperinnen.

Worum geht es hier? Wer ist der Typ? Ich würde weiterelsen.

Alex

Anonym hat gesagt…

Worum geht es hier eigentlich? Warum heißt die Überschrift "lake disappointment"? Gibt es diesen Ort wirklich? Wenn ja, ist er bestimmt keine Touristenattaraktion. Ich bin schon neugierig wie es weitergeht. Ob ich das Buch kaufen würde, wenn ich es in der Buchhandlung sehe, kann ich so nicht sagen.

Bücherfreund hat gesagt…

Moin,

also spiele ich mal ein wenig Lektor ;-)

Tefler, ein trostloses Drecknest, dort, wo sich Gibson Wüste und Great Sandy Desert auf ein gut gekühltes australisches Bier treffen.Surrealer Anfang oder verschrobene Metapher? Können sich zwei Wüsten (darum handelt es sich doch offenbar, oder nicht????) zum Bier treffen?

Ein Flugplatz, auf dem der Royal Flying Doctor Service einen Außenposten betreibt und Eagle Aviation, eine Flugschule mit Chartergesellschaft, untergebracht ist.So fürchterlich dieses Drecknest ist, es gibt die Möglichkeit zur Flucht. Nimmt etwas von der stickigen Ausweglosigkeit.

Ein paar Häuser, Wohncontainer mit Dusche und ein Pub, in dem sich zwei verstaubte Deckenventilatoren durch die stickige Luft quälen.
Kein netter Ort, will ich da sein?

Zum Glück ist das Pint eiskalt, das das Nilpferd mit dem roten Gesicht für mich aus dem abgegriffenen Zapfhahn zieht. Zieht man Bier/Pint, zapft man dies nicht eher? Nilpferd in Australien? Fragen über Fragen ;-)

Randvoll und ohne Schaum stellt sie das beschlagene Glas vor mich auf die Theke. Na, denn Prost.

. Sie wischt ihre Finger an der fleckigen Schürze ab.Igitt - gut dass ich der Dame nicht die Hand reichen muss.

Zwischen fünf und acht gäbe es heute Skimpies, die dann das Bier servieren würden, sagt sie und nickt mir verschwörerisch zu.Was um Himmels willen sind Skimpies? Hab' im Internet nachgegoogelt und zum Beispiel dies und dies gefunden.

Ich winke ab und trinke mein Swan Drought aus. Bis dahin bin ich sicher hier fertig und sitze wieder im Flugzeug Richtung Perth. Selbst wenn ich wider erwarten in Tefler feststecken sollte, bin ich nicht erpicht, alternden Stripperinnen beim Bier ausschenken zuzusehen.Okay, kann ich verstehen.

Und überhaupt, die Ladies werden auch ohne mich gute Geschäfte machen. Newcrest Mining zahlt seinen Arbeitern hohe Löhne und den Jungs hier ist jede Abwechslung willkommen.Also, wirklich umgehauen hat es mich nicht. Ich-Erzähler finde ich in Kriminalromanen generell problematisch, subjektive Einstellungen können sich schnell im Plot verfangen. Die Überschrift wird zumindest in dieser ersten Passage nicht erklärt, wo ist der "Lake", was ist die "Enttäuschung"? Wirklich nicht gut ist der erste Satz - ich weiß, ich hab' gut reden, muss das ja auch nicht schreiben. Aber ein dichter, erster Satz kann viel los treten. In Comparts Reader gibt es auch eine Liste mit Lieblingseröffnungssätzen aus Noir-Romanen und einer haut mich wirklich um:
They were trying to kill me, and I had to pee. von Frank McConnell aus "The Frog King". Kenne das Buch leider nicht, aber dieser Satz würde mich sofort zum Kauf animieren.

Gruß aus dem kalten Hamburg
Ludger

Anonym hat gesagt…

Atmosphärisch gefällt´s mir, aber schmeiß nicht so mit australischen Begriffen um Dich herum, gerade in den ersten Sätzen. Gibson Wüste, Great Sandy Desert, Royal Flying Doctor Service, Eagle Aviation, Skimpies, Swan Drought, Newcrest Mining - das wirkt zwar in gewissem Maße authentisch, stört aber den Lesefluss eines Mitteleuropäers, dessen Muttersprache nicht das Englische ist, enorm.

Aber mach mal weiter :-)

Gruß,

Lars

Unknown hat gesagt…

Gute Beschreibung. Die Romanathmosphäre fesselt. Allerings fehlt eine Vorausdeutung, was folgen könnte. Sowas fesselt. Oder eine Andeutung, das was nicht stimmt. So ist es nur eine gelungene Beschreibung. Zu einem guten Romananfang fehlt noch das gewissen je ne sais qoi.

LG Michael

Unknown hat gesagt…

Einer der besten Anfänge eines Romans: "Tyler besorgt mir einen Job als Kellner, und dann schiebt mir Tyler eine Pistole in den Mund und sagt, als ersten Schritt zum ewigen Leben mußt du sterben. Lange Zeit waren Tyler und ich jedoch die besten Freunde. Ich werde ständig gefragt, ob ich über Tyler Durden Bescheid gewußt habe."
aus Chuck Palahniuk: Fight Club

Ist zwar kein Krimi, aber sowohl der Anfang als auch der Rest des Romanes rocken.