Donnerstag, 3. März 2005

Ludger, Glauser und kein Ende ...

Muss ich nun bittere Tränen in mein Kissen weinen? Marcus Starck versteht mich nicht.
schreibt Ludger, der auch schon mal als ›Mäkel Menke‹ bezeichnet wurde, in seinem Nachtbuch Blog.

Bitte nicht Ludger, sonst muss ich dich noch tröstend in den Arm nehmen und dir väterlich durchs Haar streichen. Das will ich uns beiden ersparen ;-)

Ludger kritisiert im Prinzip 3 Dinge, die ihn beim Glauser stören:
1. Kritikpunkt: Mangelnde Transparenz
und meint damit die seiner Ansicht nach fehlenden oder unzureichenden Begründungen warum denn ein Buch nominiert wurde, oder gerade das eine Buch gewonnen hat.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Die Begründungen zum Beispiel für die Gewinner der letzten Jahre — Horst Eckerts Laudatio für Thomas Glavinics ›Der Kameramörder‹ (2002) oder Bernd Jaumanns Laudatio für den Gewinnerin des Glausers 2004Gabriele Wolffs ›Das dritte Zimmer‹ — finde ich weder ›Nichts sagend‹ noch ›unzureichend‹. (Bei den ›Oscars‹ gibt es übrigens überhaupt keine Begründung — doch das its ein anderes Thema. Gibt es eigentlich eine beim deutschen Krimipreis?)

Vielleicht habe ich bloss andere Maßstäbe als Ludger, wie Qualität gemessen werden kann? Dazu später mehr.
2. Kritikpunkt: Das Verfahren
Hier bemängelt Ludger, dass die Verlage die Bücher einreichen müssen und vergleicht das Verfahren mit dem des ›Deutschen Krimipreises‹.

Der Glauser wäre organisatorisch anders gar nicht durchführbar. Anders als die Kritiker und Buchhändler, die beim ›Deutschen Krimipreis‹ in der Jury sitzen, bekommen die Juroren des Glausers normalerweise keine Rezensions- oder Ansichtsexemplare zugesandt. (Wir schreiben nämlich Bücher und keine Rezensionen. Wenn wir Rezensionen schreiben wollten, wären wir Kritiker geworden ;-) Die Glauser Juroren müssten sich in diesem Fall die Bücher selber besorgen und dabei würde noch viel mehr durch den Rost fallen.

Derzeit müssen die Verlage ihre Bücher für den Glauser nominieren. Versäumt es ein Verlag das zu tun — vielleicht glaubt man nicht an die Chancen des Buches, vielleicht kämpft man gegen die übliche Schlamperei in der Marketingabteilung oder der Autor selbst will gar nicht, dass das Buch eingereicht wird — ist das Buch nicht im Rennen.
3. Kritikpunkt: Qualität vs. Geschmack

... Das Leser oft nach geschmäcklerischen Kriterien urteilen, finde ich zwar auch schade, aber man kann es ihnen nicht wirklich vorwerfen. Von einer Jury, die behauptet, den wichtigsten Krimipreis im deutschsprachigen Raum zu vergeben, erwarte wesentlich mehr als ein “Geschmacksurteil"...
Was dann? Jede Qualität ist per Definition nur durch einen quantitativen Prozess erreichbar. Unterschiedlich ist nicht nur die Sichtweise: Einmal wird eine zusammenfassende Sichtweise gewählt, einmal eine aufs Detail bezogene. Quantität ist das Zählbare (Daten, Zahlen, Fakten) und das ist bei Kunst und Literatur fast nicht durchführbar. Qualität deutet immer auf das Unerreichte hin und definiert sich über den Gebrauch. Ein qualitativ hochwertiges Produkt zum Beispiel soll vom Gebrauch her für immer halten. Das ist aber unerreichbar. Qualität in der Kriminalliteratur, die sich mit quantitativen Größen messen lässt, beispielsweise Stil, Handwerk, Plot, Spannungsbogen und was weiß ich noch alles an anwendbaren literaturwissenschaftlichen Eigenschaften, hat immer eine dominierende subjektive Komponente. Genau die spielt eine Rolle wenn die Glauser Jury, die Jury des deutschen Krimipreises oder jede andere Jury das ›Opus Summum‹ des Jahres zu finden sucht.

Aber wie sagte Mickey Spillane:
I pay no attention to those jerks who think they're critics. I don't give a hoot about reading reviews. What I want to read are the royalty checks.
In diesem Sinne: All the best!

Marcus Starck

~/*\~

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