Montag, 14. Februar 2005

Hochzeitstag

Eigentlich wollte ich nur noch schnell einen Absacker in der Bar des Hotels Terminus nehmen, doch außer Joe dem Barkeeper (jeder gute Barkeeper heißt Joe, egal wie er wirklich heißt!), war keiner mehr da.

»Marcus?« fragte er, als ob er sich vergewissern wollte, dass ich ich sei.

Ich nickte. »Wo sind die Anderen?«, wollte ich wissen, während Joe, ohne dass ich etwas bestellt hätte, eine ›Bloody Mary‹ mixte, mit extra Tabasco, viel Pfeffer und einem dreifachen Vodka, genau wie ich sie mag.

Joe zuckte mit den Schultern und stellte mit einem mach-hinne-Mann-ich-will-nach-Hause-Blick den Drink auf die kleine Papierserviette, die vor mir auf dem Tresen lag. Dann machte er das Licht an und begann seine Bar aufzuräumen.

Ich war wieder einmal zu spät, oder zu früh, kommt ganz darauf an. Langsam machte sich eine schwere Müdigkeit in mir breit. Ich bin nicht mehr der Jüngste, durchgemachte Nächte machen mir mittlerweile schwer zu schaffen. Vielleicht bekomme ich hier für den Rest der Nacht ein Zimmer?

Der Nachtportier, ein granteliger Mittfünfziger mit grauem Haar und zerknitterter Uniform, schüttelte bloß den Kopf. »Ausgebucht« war alles was er sagte, bevor er sich wieder hinter seiner Agatha Christie verzog. Meine Bitte, doch eine nette Nachricht für die Anderen zu hinterlassen, schien er nicht mehr wahrzunehmen. Dabei wollte ich nur sagen, dass ich das, was hier Regula Venske, Silvia Kaffke, H.P. Karr, Edith Kneifl, Ralf Kramp, Christine Lehmann, Birgit H. Hölscher, Horst Eckert, Roger M. Fiedler, Peter Zeindler, Jürgen Alberts und Walter Wehner auf die Beine gestellt haben, wirklich großartig finde.

Nach Hause konnte ich nicht. 12.2. Hochzeitstag, vergessen, nicht mal an Blumen habe ich gedacht. Nach 22 Jahren. Was für ein Fauxpas. Die Süße ist sauer. So bald brauche ich nicht mehr nach Hause zu kommen. Da ist sie strikt.

Vielleicht hat sie sich ja morgen wieder beruhigt? Unwahrscheinlich.


Meine Lieblingskneipe ›The Boat‹ hat noch offen. Nach zwei Flaschen Devil’s Lair Semillon Sauvignon Chardonnay schlafe ich auf dem Tresen ein und träume von Stripperinnen in Las Vegas. Peinlich.

Vielleicht ist ja morgen wieder alles gut?

Ich bezweifle es, wahrscheinlich stehen meine Koffer bereits gepackt im Vorgarten. Vielleicht heuere ich besser gleich bei der ›Royal Australian Navy‹ an.

Alles Liebe aus dem sommerlichen Perth wünscht ein total verkaterter

Marcus Starck

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warum nicht gleich zur Fremdenlegion?

Alex

Anonym hat gesagt…

Lieber Peter,

den Geier kann er auch in der Fremdenlegion lesen ;-)

Lieber Marcus, bist du zu Hause mittlerweile wieder willkommen?

Alex